Donnerstag, 12. September 2013

beauty is where you find it #76

Na, heute hat Nic genau das passende Thema für mich raus gesucht:

GOLDSCHÄTZE {golden treasures}


Da bin ich als Goldschmiedin ja voll in meinem Element... ;o)

Aber soll ich Euch mal was verraten?!? Als ich 1991 mit meiner Lehre begonnen habe, konnte ich Gold eigentlich gar nicht so gut leiden... ich fand Silber viel schöner...
Im Laufe meiner Ausbildung habe ich dann allerdings gemerkt, dass es eben doch was ganz besonderes ist, dieses GOLD...
Nichts lässt sich so toll verarbeiten, leuchtet, glänzt, läuft nicht an... und durch die unterschiedlichen Legierungsmöglichkeiten gibt es Gold quasi in jeder Farbschattierung, da sind Rot-/Weiß- und Gelbgold lediglich ein kleiner Anfang...

Somit stand bei meiner Meisterprüfung 1998 (OMG, schon über 15 Jahre her...) auch völlig außer Frage, aus welchem Material mein Meisterstück sein sollte... na, und dann natürlich auch direkt 750/000, warum kleckern?!?
Bei den heutigen Goldpreisen hätte das wahrscheinlich jegliches Budget gesprengt, aber damals ging's noch... und außerdem gab es noch Prozente auf's Material... puhh...

Ein bisschen musste ich meiner Liebe zum Silber aber doch gerecht werden, deshalb wurden auch weiße Elemente mit eingebaut... allerdings aus 750/000 Weißgold, sonst hätten die Prüfer ja die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen... und ich bei der Anfertigung wahrscheinlich auch ;o)

Na, und meine Ringel- und Streifenliebe musste natürlich auch noch mit rein... und mein Hang zu großen Ringen ebenfalls...

Mein Chef wollte den Vorschlag, einen RING als Meisterstück zu wählen, direkt kategorisch ablehnen... "gar nicht machbar... passt nicht genug Mechanik rein... machen Sie doch lieber ein Collier, da haben Sie mehr Platz für die ganze Verschluss-Technik..."
Aber ich wollte eben nicht schon wieder ein Collier, mein Gesellenstück war schon eins gewesen, weil ich mich da hatte breitschlagen lassen... aber diesmal... beim Meisterstück... nee, da wollte ich auf jeeeden Fall einen Ring machen.

Naja, aber dann musste ich mir natürlich irgendeine Mechanik einfallen lassen, die klein genug für den Ring war und trotzdem ein bisschen was her machte...
Also wurde rumexperimentiert, mit Kugelschreiber-Federn und Schrauben und Pipapo...

Letztendlich ist der Ring dann halt ein bisschen größer geworden... damit auch die ganze Mechanik reinpasst... (jaaaa, Chef... Sie hatten ja so ein bisschen Recht... ;o)

Und die Prüfer haben natürlich auch geguckt... ein RING?!? Als Meisterstück?!? Aber bestanden hab ich trotzdem, kann also wohl doch nicht so schlimm gewesen sein ;o)))

Ja, und jetzt liegt das Ding in einem Tresor, getragen habe ich es wirklich höchst selten bisher, aber die innere Genugtuung, dass ich mich damals durchgesetzt habe, die ist immernoch da...

... und trotz allem Fluchen und Versuchen und Verbraten und Neustarten bin ich stolz aufs Ergebnis:



Der Ring heißt übrigens DU-O-CTO, weil es 2x8 Möglichkeiten gibt, ihn zu tragen, die beiden Ringköpfe lassen sich jeweils in 8 unterschiedliche Positionen bringen und sehen natürlich auf jeder Seite unterschiedlich aus, klar, ne?
Ach... und diese beiden Aussparungen rechts und links sind für die anliegenden Finger gedacht, sonst könnte man den Ring ja gar nicht tragen... und Tragbarkeit war schließlich auch eins der Bewertungskriterien...

Ihr merkt schon, die Goldlocke könnte jetzt noch eeeewig so weiterschreiben, wie die Technik funktioniert, wie viel Nerven die technischen Zeichnungen geraubt haben, wie man ein Gewinde in eine Weißgoldschraube schneidet, usw... aber ich denke, ich lasse es mal gut sein, schließlich wollt Ihr Euch HIER auch noch andere Goldschätze angucken ;o)